Bertolt Brecht: Koloman Wallisch Kantate
Ein Projekt unter der Schirmherrschaft der Brechttochter Hanne Hiob mit SchülerInnen und Arbeiterjugendlichen aus Salzburg. Inszenierung: Sara Hilliger
ARGE theater
Spanien 1936 - Europas Zukunft
Die Aufführung des Brecht Fragments „Koloman Wallisch Kantate“ wird fern von jeder musealen Veranstaltung, im Zwischenreich von Improvisation, Installation und Inszenierung stattfinden. Spurlinien werden erkennbar, Entwicklungstendenzen sichtbar und Töne hörbar sein, die zwar die klare Sprache Brechts stören, aber Teil unserer Zeit und Realität sind. Das dafür auf den Straßen Salzburgs gesammelte Material wird durch Verfahren der populären Musik – wie Collage, Sampeln, Verfremden – bearbeitet und verdichtet.
Ziel ist, eine experimentelle Anordnung als theatrale Aussichtsplattform zu erstellen, die es ermöglicht, dass der Ausflug zurück in die Geschichte, zum Blick nach vorne werden kann. Denn nur wer seine Geschichte kennt, kann sich auch entscheiden, was für eine Republik er heute haben will.
Bert Brecht und die Koloman Wallisch Kantate
Alarm! Alles heraus zum Endkampf gegen den Faschismus! (Arbeiterwille 12.2.1934)
Das Jahr 1934 begann mit immer schärfer werdenden Angriffen gegen die österreichischen Arbeiter. Sukzessiv wurde die Sozialdemokratische Partei abgeschafft, alle Arbeiterorganisationen verboten und die Organisatoren des Republikanischen Schutzbundes in großer Zahl verhaftet. Am 12. Februar 1934 begann die Polizei im sozialdemokratischen Arbeiterheim in Linz nach den Waffen des Schutzbundes zu suchen. Emil Fey, Führer der faschistischen Heimwehr und Innenminister, hatte den Tag zuvor verkündet: „Diese Woche werden wir gründliche Arbeit leisten!“. Jedoch die Arbeiter wollten sich nicht kampflos ergeben. Sie gaben die Gewehre nicht raus. In Wien, Steyr, Graz, Bruck an der Mur und an vielen weiteren Orten errichteten die Arbeiter Barrikaden und griffen zu den Waffen. Doch ihr Widerstand gegen Regierung, Polizei, Heimwehren und Bundesheer wurde nach wenigen Tagen gebrochen. Koloman Wallisch, der ehemalige Brucker Gemeinderat und sozialdemokratischer Abgeordneter, der die Kämpfe in Bruck an der Mur geleitet hat, wird am 19. Februar zum Tode verurteilt und gehängt.
Die Koloman Wallisch Kantate erzählt die Geschichte von Koloman Wallisch und seinen Gefährten vom 12. bis 19. Februar.
Koloman Wallisch wurde von den Besitzenden gehasst und von den Arbeitern geliebt. Aber damit lässt es Brecht nicht bewenden. Er stellt zum anderen auch die Frage nach dem Heute. Und wie er vor seinem Tod schon prophezeite, wird er auch noch an seinem 50. Todestag „unbequem“ bleiben.
„Der Begriff des richtigen Wegs ist weniger gut als der des richtigen Gehens“. Bert Brecht
Mit freundlicher Unterstützung der Radiofabrik Salzburg.
- Schirmherrschaft Hanne Hiob-Brecht
- Konzept/Regie Sara Hilliger
- Dramaturgie Christine Glaser
- Assistenz Simona Uhlmann
- Video Thomas Traschwandter
- Musik/Ton Roman Gerold